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Offensive Tanz

Tanzbotschafterin Mira Hülsmann

Poetry & Dance - das große Slam Battle

Ein Erlebnisbericht

Eine Veranstaltung der Offensive Tanz zusammen mit und im Theater Strahl, 13.12.24. © René Löffler

Es ist Freitag der 13.

Draußen ist es dunkel, vor den Türen des Theater Strahl staut sich die Kälte. Gelbe Buchstaben weisen den Weg. Aber wohin eigentlich? Poetry & Dance.

Vanille und Kreuzkümmel. Nelken und Kurkuma. Salz und Zimt.

Die Finalist*innen. © René Löffler

Drinnen ist es warm und buntes Licht schweift durch den Raum. Alle Stühle sind besetzt, das Publikum breitet sich mit Jacken und Kissen auf den Rängen aus. Junge Leute und ältere Leute, allein oder in Gruppen. Es herrscht ausgelassene Stimmung. Die Darsteller*innen selbst befinden sich mittendrin, reden miteinander oder bereiten sich innerlich für ihren Auftritt vor. Über der Bühne hängt ein großes Poster mit den Worten Slam Battle darauf, welches immer wieder von andersfarbigem Licht beleuchtet wird. Wie ein großer, flackernder Bildschirm.

Dann betreten die Moderator*innen die Bühne und das Konzept wird erklärt. Denn anstelle einer professionellen Jury soll bei diesem Battle das Publikum entscheiden. Demnach werden an einige Menschen aus verschiedenen Ecken des Raumes Zettel verteilt. Mit Zahlen darauf, von eins bis zehn. Sie sollen nun nach jeder Performance eine Note vergeben, je nachdem wie sehr sie das Gesehene überzeugt hat.

Volles Haus! © René Löffler

Poesie, Tanz und Beatbox

Doch bevor es losgeht, wird erst einmal der Beatboxer vorgestellt, der den heutigen Abend mit seiner Stimme und Soundeffekten begleiten soll. Was er mit nichts als einem Mikro in der Hand bewerkstelligen kann, ist außergewöhnlich. Die Stimmung steigt, und endlich beginnt das, worauf alle gewartet haben: die direkte Konfrontation von Poesie und Tanz.

Es soll verschiedene Runden geben, das Konzept wird anhand einer mit Zetteln behafteten Pinnwand verbildlicht. Und es treten jeweils eine Person aus dem Bereich Dance und eine von Poetry gemeinsam gegen die Anderen an.

Florian Bilbao und Julie Tiepermann führen durch den Abend. © René Löffler

Melodie sorgsam gesetzter Worte

Zufällig gewählte Teams. Zwei verschiedene Kunstformen, die nun aufeinander antworten und miteinander interagieren müssen. Aus ihrem natürlichen Umfeld herausgerissen und einander gegenübergestellt. Tänzer*innen improvisieren zu den Formulierungen gesprochener Worte. Passen sich daran an. Bringen eigene Elemente mit hinein. Worte und Bewegungen legen sich übereinander, Poetry als Musik zu dem Tanz und der Tanz eine Untermalung zu deren Bedeutung. Vielleicht eine neue Interpretation.

Der nächste Schritt für die Teams ist es, nicht mehr zeitgleich auf der Bühne zu sein, sondern nacheinander das Gehörte oder Gesehene wiederzugeben. Tanzende lauschen der Melodie sorgsam gesetzter Worte und verwandeln diese in ausschweifende Bewegungen.

Augen saugen die Bedeutung und Atmosphären der Bewegungen auf, verwandeln sie in Worte. Eine Message, die sich verändert, durch ein neues Blutsystem rinnt.

Metamorphosen

In anderer Form wiedergegeben, doch immer noch dieselbe Essenz. Metamorphose.

Ein Gedanke, der weitergegeben wird, neu wahrgenommen, neu verstanden. Durch eine andere Kunstform ausgedrückt. Das vorherige nachahmend und dabei etwas Neues schaffend.

Sich verwandeln. Eine neue Bedeutung annehmen, während die alte langsam verschwindet - oder nun erst richtig ausgelebt wird?

Beatbox, Tanz und Poesie begegnen sich! © René Löffler

Besonders schön ist es, die Interaktion zwischen den Teilnehmenden zu beobachten, während sie sehen, wie ihre eigene Kunstform in eine andere verwandelt wird. Von einem Menschen aufgegriffen, der möglicherweise nicht einmal weiß, worum es sich dabei handelt.

Doch mit eigenem Blick und eigenen Assoziationen versucht es wiederzugeben, mit neuen Elementen zu füttern, zu erweitern.

Und es ist toll zu sehen wie die Künstler*innen ihre eigenen Werke in neuer Form erleben und durch die Augen anderer betrachten dürfen. Wie sie sich danach umarmen und vielleicht nicht nur ein bisschen mehr über die Kunst des Anderen verstehen, sondern auch über die eigene.

Denn die Kombination der beiden Kunstformen ist im Endeffekt von allem eins: die Übersetzung einer Sprache in die andere.


Eine Produktion von: Offensive Tanz für junges Publikum Berlin, gefördert durch TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie das Land Berlin aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. In Kooperation mit Theater Strahl. Mit freundlicher Unterstützung von Club Oval/Tanzkomplizen.