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Offensive Tanz

Equity

Unter Equity verstehen wir ein nachhaltiges Engagement in der Reflexion unserer Strukturen und Handlungsweisen aus einer diskriminierungssensiblen Perspektive. Im Prozess orientieren wir uns an einer diversitätsorientierten Organisationsentwicklung auf der Ebene von Personal, Publikum, Programm und Zugänge (Aikins, Gyamerah - 2016).

Unser Ziel ist die ästhetische Weiterentwicklung des Tanzes für junge Zuschauer*innen aller Alterssegmente, und dabei stehen für uns der Abbau von Barrieren und bessere Zugänge für Publikum, Multiplikator*innen, sowie Künstler*innen im Fokus. 

Offensive Tanz betrachtet die Begegnung mit Kunst von Anfang an als eine wirksame Form kultureller Teilhabe: eine gleichwürdige Beziehung mit Kindern und Jugendlichen als ernstzunehmende Zuschauer*innen, die es verdienen, künstlerisch anspruchsvollen Arbeiten zu begegnen, die unter Anerkennung ihrer pluralen Lebensrealitäten entstehen. 

Uns ist bewusst, dass die diversitätsorientierte, macht- und diskriminierungskritische Transformation, die wir anstreben, ausschließlich im Rahmen eines langfristigen und nachhaltigen Engagements zu verwirklichen ist und dass es um Prozesse geht, die stets neu belebt und genährt werden wollen und Ressourcen brauchen.

Wo stehen wir heute?

Die Offensive Tanz, als Akteurin der freien Szene, steht an einem Schlüsselpunkt für die Weiterentwicklung der Equity-Arbeit. Seit Ende 2023 haben wir keine ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen für die Stabilisierung der Equity-Prozesse, die zwischen 2022–2024 dank einer Förderung von Tanzpakt mit Fokus auf Equity angesteuert wurden. Trotzdem bemühen wir uns darum, das Erlernte und das Verlernte im Rahmen unserer aktuellen Ressourcen zu verstetigen, insbesondere verfolgen wir die Strategie der Vertiefung. Wir arbeiten an ausgewählten, spezifischen Aspekten, um Equity-Prozesse zu stabilisieren: Es sind kleine (aber wichtige) Schritte.

In dem Bewusstsein, dass unsere Teams (sowohl das feste Team der Offensive Tanz – bestehend aus drei Personen - als auch die der Partner*institutionen) mehrheitlich aus mehrfach privilegierten, weißen und nichtbehinderten Menschen bestehen, arbeiten wir daran, im Rahmen unserer Ressourcen die Zugänglichkeit der Strukturen und Arbeitsweisen der Offensive Tanz weiter auszubauen und zu gewährleisten. 

Dabei sind wir uns darüber im Klaren, dass unsere bestehenden Teamstrukturen eine besondere Situation für hinzukommende BIPoC und Menschen mit Behinderung darstellen. Es ist uns ein Anliegen, gewaltfreie Strukturen und Arbeitskulturen zu etablieren. Dabei liegt die Übertragung der Equity-Arbeit in die Partner*institutionen in der Verantwortung der einzelnen Partner*innen.

Und die Zukunft?

Ab 2026, in der Zuversicht, dass unsere Förderanträge bewilligt werden, planen wir die Erprobung einer kollektiven polyperspektivischen Leitung und die Verankerung von Community Arbeit und Outreach in der Leitung.

Entsprechend den Erfahrungen im Rahmen unserer Equity-Arbeit ab 2022 zielen wir bewusst auf Qualität statt Quantität durch fokussierte Maßnahmen in spezifischen Formaten und die Einbindung von Access Strategien und Ressourcen im Prozess. 

Unser Equity-Prozess zwischen 2022 und 2024

Zwischen Juni 2022 und Dezember 2023 hat Offensive Tanz für junges Publikum mit einem Fokus auf Equity – im Sinne von diskriminierungskritischer Chancengerechtigkeit gearbeitet im Rahmen einer TANZPAKT StadtLandBund Förderung. Wie haben in folgenden Bereichen daran gearbeitet Equity umzusetzen:

Publikum, Programm und Zugänge

Im Sinne von Equity haben wir Projekte verwirklicht, die einen Fokus auf Berliner Bezirke am Stadtrand setzen, und Zugänge zu Tanz und kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche erleichtern, unabhängig von ihrem Background und ihrem Wohnort in der Stadt.

Das Modellprojekt Offensive Kulturbus hat seit dem Projektstart im September 2021 über 70.000 Kinder aus mehr als 550 verschiedenen Schulen und Kitas aus allen Bezirken Berlins zu über 83 Kulturorten gebracht. Der Kulturbus eröffnet Kindern unabhängig von Herkunft und Wohnort reale Zugänge zur kulturellen Bildung. Die Produktionsreihe Rausgehen in Kooperation mit Berlin Mondiale hat den Apfelsinenplatz in Gropiusstadt zwischen 2022 und 2023 mit ortsspezifischen Performances für Kinder und Jugendliche bespielt. Mit Produktionen wie A Human Race haben wir einen thematischen Fokus auf Rassismus und Diskriminierung gesetzt und auf die Bühne unübliche Tanzformen gebracht, die ein Potenzial aufweisen, Publika jenseits der üblichen Kulturzentren der Stadt anzusprechen. Projekte wie unsere Tanzbotschafter*innen, die im Rahmen der genannten Förderzeit entstanden sind, setzen einen Akzent auf die Partizipation von jungem Publikum an der aktiven Gestaltung des kulturellen Lebens und geben Impuls zur Reflexion von adultistischen Strukturen in Tanzinstitutionen. In diesem Sinne haben wir uns im Rahmen von diskursiven Veranstaltungen in Zusammenhang mit Equity-relevanten Thematiken auseinandergesetzt und den Dialog gefördert: Zum Beispiel bei dem Fachtag The Other Body? Conference On Dance and Racism (2020), dem Fachtag Equity im Tanz (2024) oder in dem Vortrag Auf zu sinnlichen Ökologien - Überdenken von Ableismus in Choreografie und Bewegungspraktiken (2024) von Dalija Acin Thelander.

Personal und Kooperationen

Bei Ausschreibungen von Stellen (Struktur) und von temporären Kooperationen mit Künstler*innen (einzelne Produktionen, Residenzen, stipendienartigen Förderungen) streben wir diskriminierungs- und machtkritische Prozesse und Entscheidungen an, um in jeder Hinsicht eine Diversifizierung der Perspektiven, Hintergründe und Tanzformen langfristig zu fördern.

Strukturen Diskriminierungskritisch reflektieren

Eine diskriminierungskritische und machtkritische Reflektion unserer eigenen Strukturen und Arbeitskulturen war wichtiger Bestandteil des Prozesses. In diesem Sinne haben wir im Team über die genannte Förderzeit regelmäßig an Weiterbildungen durch Equity-Workshops teilgenommen, an dem das feste Team der OfTa (drei Personen) und die Teams der Partner*institutionen teilnahmen (ca. 20 Personen). In diesem Rahmen wurde eine nachhaltige Sensibilisierung der Beteiligten angestrebt zu Ableismus, Critical Whiteness, Anti-Rassismus und Critical Diversity, sowie im Bereich Adultismus, Klassismus und solidarische Arbeitskulturen. Für diese Workshops haben wir auf die Zusammenarbeit mit externen Expert*innen gesetzt

Die Equity-Workshops stellten gleichzeitig einen Rahmen dar, in dem wir spezifische, konkrete Aspekte und Herausforderungen unserer Arbeit kritisch reflektieren und Veränderung anstreben konnten. 

Durch die machtkritische Reflexion der eigenen Arbeitskulturen und Strukturen haben wir uns bemüht ein gewaltfreies und gesundes Arbeitsumfeld für Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zu gestalten.

Barrierefreiheit im Netz

Wir haben im Rahmen des Prozesses an der Zugänglichkeit unseres Web-Angebots gearbeitet und erste wichtige Schritte unternommen. Was wir bereits umgesetzt haben, könnt ihr auf dieser Seite nachlesen.

Antidiskriminierungsklausel

Im Jahr 2023 haben wir im Rahmen der programmatischen Implementierung von  Equity mit der Rechtsanwältin Sonja Laaser der Kanzlei Laaser zwei Team-interne Workshops organisiert, an denen Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichen Bereichen teilgenommen haben (Leitung, Vermittlung, Administration, Finanzen, Produktion, ÖA u.a.).

Ziel der Workshops war eine aktualisierte, erweiterte und für unsere Verträge passende Antidiskriminierungsklausel nach dem Modellvorschlag der Kanzlei Laaser zu entwickeln. In den Workshops haben wir mit Sonja Laaser die von ihrer Kanzlei entwickelte Antidiskriminierungsklausel angeschaut (es handelt sich um ein Modell mit verschiedenen Bausteinen) und diese aus unserer Perspektive als kleine Institution/Initiative besprochen. Wir haben darüber diskutiert, was die Übernahme einer erweiterten, aktualisierten Klausel bedeutet und wie diese am besten in den Verträgen integriert werden kann. 

Anschließend – in enger Zusammenarbeit mit der Offensive Tanz Partner*institution Theater o.N. – haben wir eine finale Version entwickelt, die den Fokus auf die Betroffenenperspektive setzt, möglichst umsetzbare Handlungsoptionen bietet und für uns und unseren Arbeitskontext passend ist.

Wir haben letztlich beschlossen, diese Version der Antidiskriminierungsklausel, die sich besonders für kleinere Institutionen und Initiativen der freien Szene eignen kann, als Open Source Version auf unserer Webseite zur Verfügung zu stellen. 

Material und Links: