Tanzbotschafterin Céline
Zeit etwas zu verändern
Die Plattform JUNGES BLUT macht auf die Relevanz von "Tanz für junges Publikum" aufmerksam
6.05.2023
Tanzbotschafterin Céline
6.05.2023
Unsere Tanzbotschafterin Céline war bei der Nachwuchsplattform JUNGES BLUT mit dabei. Unter dem Motto „Choreografieren für junges Publikum“ waren Nachwuchskünstler*innen eingeladen, sich über das Arbeiten für Kinder und Jugendliche auszutauschen. JUNGES BLUT findet jedes Jahr im Frühling bei TANZKOMPLIZEN statt (in Kooperation mit dem HZT Berlin und der Offensive Tanz) und ist ein Kennenlern- und Experimentierraum, in dem Tanzschaffende aufeinandertreffen und ihre ersten Arbeiten für junges Publikum präsentieren und diskutieren können.
Was sie bei der ersten Ausgabe im Mai 2023 erlebt hat und warum sie diese jährliche Reihe wichtig findet, berichtet uns Céline.
6. Mai 2023
Das erste Mal „Junges Blut“ für alle. Leichte Aufregung, aber auch Neugier, wie es laufen wird. Wer kommt und welche Themen werden wohl heiß diskutiert? Ich freue mich auf das Zusammentreffen von Studiernden des Masterstudiengangs Choreografie vom Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin (HZT), der Vertreter:innen der TanzZeit Campus Company und mir.
Unser erster Punkt des Tages war das gemeinsame Kennenlernen. Und wie macht man das als Tanzkünstler:in? Natürlich mit Bewegung. Jede:r hatte eine:n Partner:in, wir stellten uns kurz mit ein paar lustigen Anekdoten über uns selbst vor und der/die Partner:in durfte dann durch Bewegung oder Sprache darstellen, was gesagt wurde. Dadurch mischte sich die Gruppe und die Stimmung wurde von Minute zu Minute lockerer.
Im Anschluss bekamen wir von Gabi dan Droste einen spannenden Input über "Tanz für junges Publikum". Es wird zum Beispiel oft gesagt: "Wer im Tanz nichts erreicht hat, macht Tanz für junges Publikum". Dass gerade aber für junges Publikum zu arbeiten mit das Schwerste ist, wird oft komplett ignoriert. Der Einfluss von anderen Ländern, wie aus den Niederlanden, Belgien oder den skandinavischen Ländern, hat der Tanzszene in Deutschland einen kleinen Push gegeben und mittlerweile wird dieses Thema immer größer und gefragter. Wir sind noch am Anfang, aber jede Sache hat klein angefangen.
Danach gab uns Ceren Oran einen Einblick in ihre Karriere und zeigte uns mit viel Humor, wie sie angefangen und wie sich ihre Arbeit bis heute entwickelt hat. Dabei betonte sie immer wieder, wie wichtig es ist, authentisch und ehrlich zu sein und hinter den Themen zu stehen, welche man bearbeitet.
Das Publikum sieht ein Stück immer auch mit der eigenen Geschichte im Gepäck und aus der eignen Lebenssituation heraus. Wie etwas rezipiert wird, hat dann manchmal wenig mit dem Stück selbst zu tun. Wichtig ist, was sie sehen, und Kinder können Tanz und Bewegung oft besser nachvollziehen und nachfühlen als Verbales.
Die Zeit mit Ceren verging für mich wie im Flug. Ich hätte stundenlang weiter zuhören können. Es war sehr inspirierend für mich. Dann haben wir uns auf ein Stück von ihr fokussiert, welches dieses Jahr auch zum PURPLE Festival eingeladen war. Es hieß „Fliegende Wörter“. Nachdem Ceren uns mehr zu diesem Stück erzählt hat, sollten wir selbst ein Wort aufschreiben, was uns just in dem Moment einfiel. Dann bildeten wir kleine Gruppe und losten ein Wort aus und entwickelten daraus eine kleine Sequenz.
Am Ende des Tages gab es noch eine kurze Abschlussrunde, in der wir uns über verschiedenste Fragen unterhielten. Durch Gespräche über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse wurde es ein sehr lebendiger Austausch. Jeder konnte über einen anderen Background im Tanz berichten und gerade diese Vielseitigkeit machte es so besonders.
Die Choreografinnen Dominique Tegho und Veronika Heisig waren an diesem Tag auch dabei. Daher stieg die Vorfreude auf den Tag, wo wir uns die Stücke „Fabelhaft“ und „Erden“ anschauen durften. Eine knappe Woche später war es so weit.
12. Mai 2023
Gespannt sitzen wir auf den Stühlen im Podewil und sind bereit für die beiden Performances.
Das erste Stück wurde von Dominique Tegho choreografiert. Gemeinsam mit Matilde Bassetti beschäftigte sie sich mit der Frage, wie man einen beschädigten Planeten bewohnen kann. In dem Stück versuchten die Performerinnen mit dem ökologischen System eins zu werden, damit die Zerstörung aufgehalten werden kann. Durch eine Videoprojektion auf die Steine und die Körper entstand der Effekt der Verschmelzung. Teilweise konnte man nicht mehr unterschieden was Stein und was Mensch war. Die beiden Performerinnen strahlten eine Ruhe aus aber dennoch auch Spannung.
Dieses Gleichgewicht zu halten bei einem Stück für Kinder war sehr faszinierend. Die Kinder, die im Publikum saßen, sagten kein Wort. Alle waren komplett auf die Performance fokussiert.
Nach einer kleinen Pause ging das Licht langsam aus und der Raum wurde still. Plötzlich kamen die zwei Performer*innen, Veronika Heisig und Manuel Lindner, sehr schnell und streng auf die Bühne gelaufen und verschwanden hinter einer der vielen hängenden Folien. Eine spielerische Reise durch den Körper begann. „Fabelhaft“ beschäftigte sich mit der Frage „Wer und was kann man sein?“ Sie verschmolzen ineinander, tauchten ab oder verwandelten sich. Zusammen als Duo entstanden lustige Situationen wie das Hand schütteln, was sich immer mehr steigerte und kontinuierlich veränderte. In diesem Moment hörte ich einen Kommentar von einem Kind aus dem Publikum. Dieses Kind hat simpel und ehrlich gesagt „lustig“. Ein kleines Schmunzeln ging durch das Publikum.
Am Ende der Vorstellung herrschte reger Applaus und es ging über in ein gemeinsames Gespräch über „Tanz für junges Publikum in der Tanz- und Choreografie Ausbildung".
Viele Aspekte wurden genannt, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses Thema in den aktuellen kulturellen Diskursen viel zu kurz kommt oder erst gar nicht erwähnt wird.
Zeit gemeinsam mit dieser Plattform etwas zu verändern. Wir sind bereit dafür.