Ein Bericht von Tanzbotschafterin Nele
Die Frage in welche Gruppe man passt
Tanzstück "Follow Me!" beim Augenblick Mal! Festival 2025
9.05.2025
Ein Bericht von Tanzbotschafterin Nele
9.05.2025
Follow Me! (tanzmainz) vom Choreografen Felix Berner beim Augenblick Mal! Festival 2025.
Am Eingang des Theaters an der Parkaue empfing mich ein großes Banner „Augenblick Mal - Das Festivals des Theaters für junge Leute“. Vor dem Theater standen mehrere Menschengruppen. Doch nicht nur junge Menschen. Das Publikum war bunt gemischt. Nachdem ich mir die Tickets und ein Getränk an der Bar geholt habe, ertönte der Gong und wir gingen alle auf unsere Plätze.
Ich war echt gespannt, denn obwohl ich im Prospekt über das Tanzstück gelesen hatte, fragte ich mich, wie das Thema „Follow me“ im Tanz dargestellt werden wird.
Der Vorgang öffnete sich und eine Leinwand zeigte Personen in verschiedensten Posen und in langsamen Bewegungen. Der Raum war dunkel und die Musik dramatisch. Als die Leinwand hochfuhr standen sechs Menschen verteilt auf der Bühne. Sie beobachteten die Bewegungen der anderen genau und ahmten diese vorsichtig nach bzw. versuchten eigene Versionen zu entwickeln. Aus den Bewegungen formten sich immer neue, bis eine Person mit gestreckten Armen stehen blieb. Ein anderer folgte. Noch einer. Schließlich standen alle mit gestreckten Armen in einem Kreis.
Die Choreografie lebte davon, dass meist eine Person diese Gleichmäßigkeit unterbrach und seine eigene Bewegung begann. Häufig wurde eine andere Person animiert mitzumachen, denn man wollte kein Außenseiter sein. Es bildeten sich immer wieder unterschiedliche Gruppen nur selten tanzten alle synchron.
Plötzlich wurde ein Mikrofon von der Bühnendecke heruntergelassen. „Politisch oder Unpolitisch?“, „ Was ist dein Name?“, „Bist du Vegetarier?“, „Spielst du uns was vor?“ Sie bedrängten sich gegenseitig mit dem Mikrofon doch jeder wich aus und antwortete nicht.
Ich fand es echt beeindruckend, wie viele Szenen ich aus dem Alltag kannte und obwohl, bis auf die Fragen, nur getanzt wurde, konnte man jede Szene gut verstehen und sich in die Situationen hineinversetzen. Vor allem für mich, als Jugendliche, wurde die Rolle von Trends sehr einfühlbar dargestellt. Der Zwiespalt zwischen dem Mitmachen und sein eigenes Ding machen, aber auch die Frage in welche Gruppe man passt.
Im Nachgespräch machten wir zur Aufwärmung interaktive Übungen, trafen neue Gruppen und tauschten uns über das Stück aus. Das war für mich nochmal richtig interessant die Meinungen und Fragen der anderen zu hören. Plötzlich klopfte es und zwei der Tänzer*innen kamen rein. Sie hatten sich in der Zwischenzeit schnell umgezogen. Nach einem weiteren großen Applaus konnten wir alle auch nochmal direkt Fragen an den Choreografen und die Tänzer*innen stellen. Zum Beispiel, ob es anders ist, morgens vor jungem Publikum oder abends vor gemischtem zu performen. Oder ob es improvisierte Teile in der Choreografie gab. Und tatsächlich wurden einzelne Stellen improvisiert. Trotzdem folgte jede Szene einem klaren Aufbau und auch die improvisierten Stellen sollten zum Rhythmus der Musik passen. Zum Schluss durften wir uns sogar Posen aus der Choreografie wünschen, die wir dann zur Musik ausprobierten und zu unserer eigenen kleinen Choreo zusammenstellten.
Schließlich bedankten wir uns alle für den schönen Abend und verabschiedeten uns. Mit den Bildern und den Fragen in meinem Kopf fuhr ich bereits im Dunkeln mit dem Fahrrad nach Hause.